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Die Freiheit zu experimentieren Der Dubliner 3D-Designer Mário Domingos beschreibt die Freiheit zu experimentieren, nachdem er die Branche verlassen hat, um sich selbstständig zu machen.

20 Jahre hat Visual Artist Mário Domingos als Dienstleister in der Kreativbranche gearbeitet, bevor er sich dazu berufen fühlte, als freiberuflicher Designer zu arbeiten. Getrieben von seiner Leidenschaft für 3D-Animation und Motion Design, reizt ihn die Bandbreite und Flexibilität der freien Arbeit und er will sich zukünftig mehr auf persönliche Projekte konzentrieren.

Inzwischen nutzt Domingos seine beträchtliche Erfahrung in den Bereichen 3D-Design und Animation sowohl für kommerzielle als auch für persönliche Projekte. Mit Cinema 4D, Houdini, Redshift, X-Particles und anderen Tools experimentiert er gerne mit intensiven Formen, Farben und Effekten, um digitale Artworks zu schaffen, die seine Leidenschaft für eine künstlerische Herangehensweise widerspiegeln.

Wir haben uns mit Domingos, der ein Studio in Dublin betreibt, unterhalten, um mehr über seinen Karrierewechsel und seinen Schaffensprozess zu erfahren. Hier, was er uns verraten hat.

Domingos: Ich habe meine Ausbildung zum 3D-Artist in Portugal gemacht, aber in den 1990er Jahren galt das als Nischenposition, besonders in der kleinen portugiesischen 3D-Industrie. Also wurde ich Generalist und machte Charakterdesign, Animation, Spinning Logos und VFX mit Maya und Softimage.

Ich war hauptsächlich als Freelancer in der 3D-Branche tätig. Zurück in Portugal habe ich mein eigenes Studio aufgebaut, bevor ich 2012 nach Irland kam, um als Teil eines größeren Teams bei Piranha Bar zu arbeiten. Ich war dort bis Oktober 2020. Die Designphase von Projekten, in der ich Wege erkunden und das Design gestalten kann, habe ich schon immer genossen. Glücklicherweise ist es nun das, was ich hauptsächlich mache.

Domingos: Die Arbeit in einem Studio hat viele Vorteile, unter anderem lernt man viel und ist Teil einer Familie, was ich sehr schätze. Aber ich hatte schon immer einen rastlosen Geist und einfach das Bedürfnis, mehr eigene kreative und künstlerische Experimente zu machen. Als Freelancer habe ich Zeit dafür und kann mit Studios auf der ganzen Welt zusammenarbeiten.

Domingos: Ich glaube, dass persönliche Arbeiten ein großer und wichtiger Teil des Portfolios eines Künstlers sind. Sie zeigen, ohne die Zwänge kommerzieller Vorgaben, wer du bist, du entwickelst deinen Stil, zeigst, was du kannst und die Projekte geben dir die Möglichkeit, dich zu präsentieren. Ich persönlich sehe es als eine Gelegenheit, durch künstlerischen Ausdruck zu lernen.

Domingos' "Contained"-Serie zeigt, dass man selbst dort, wo scheinbar Chaos herrscht, Ordnung findet.

Domingos: Ich habe eine Familie zu ernähren, also habe ich den Wechsel sehr gründlich geplant, um mein Geschäft aufbauen und aufrechterhalten zu können. Ich wusste, dass ich meine Kompetenzen präsentieren müsste, also fing ich an, ein persönliches Portfolio mit Arbeiten zu erstellen, die sich für mich authentisch anfühlten und nutzte Behance, Instagram und Twitter als Marketingplattformen. Ich fand auch The Freelance Manifesto von Joey Korenman von der School of Motion sehr hilfreich.

Meine Erfahrung bei der Arbeit an kommerziellen Briefings ist auch sehr nützlich, besonders wenn ich mich mit Kunden und Regisseuren treffe. Deren Bedürfnisse zu verstehen ist nicht immer einfach. Ich arbeite jetzt international, hauptsächlich für Kunden in den USA, darunter Apple, Google und Amazon und mit Studios wie Buck, Brand New School und Stylo.

Natürlich gibt es eine Trennung zwischen kommerziellen und persönlichen Projekten. Meine Arbeit für einen Kunden ist auf ein bestimmtes Briefing ausgerichtet, während ein Artwork meine persönliche Geschichte ist. Mein Ziel ist es, als freier Künstler zu arbeiten, ohne Aufträge annehmen zu müssen.

Domingos: Das ist eine gute Frage. Ich habe das Gefühl, dass die meisten meiner Arbeiten Explorationen darüber sind, wie ich 3D-Software benutze, ähnlich wie ich mit einem Pinsel malen würde. Ich sehe, wie sich die Farbe verhält, indem ich mit ihr herumspiele. Wie beim Spielen mit einem neuen Spielzeug ist es ein freier kreativer Prozess, bei dem es darum geht zu sehen, was passiert, wenn ich dieses oder jenes mache.

"Draad-Dreams of a Guitar" ist ein experimentelles Werk, das mit Musik von Luis Martins untermalt ist.

Ich habe oft mit der Überlegung zu kämpfen, ob ich ein tiefgründigerer Künstler sein soll, der die Idee zuerst denkt und dann versucht, sie umzusetzen. Das fällt mir allerdings nicht ganz leicht. Sobald ich anfange, eine Idee zu sezieren und ein Storyboard zu entwerfen, wird mir langweilig und ich verliere das Interesse. Vielleicht ist es zu nah an einem Briefing. Vielleicht sollte ich nochmal darüber nachdenken. Wenn ich etwas für mich selbst mache, muss es ein spontanerer Prozess sein, der etwas aus dem Nichts entstehen lässt.

Domingos: Cinema 4D ist mittlerweile mein wichtigstes Motion Design Tool. Es hat mir wirklich die Welt geöffnet. Vor kurzem habe ich auch angefangen, mit Houdini zu arbeiten und zusammen mit Redshift ist das das perfekte Toolset für mich. Ich habe Redshift zum ersten Mal bei einem reellen Job benutzt, als ich bei Piranha Bar in Dublin gearbeitet habe. Der Renderer war so schnell, flexibel und einfach zu bedienen, dass er unseren gesamten Arbeitsablauf verändert hat.

Als Freelancer kann ich durch diese Geschwindigkeit und Flexibilität effektiver arbeiten, ohne auf eine riesige Renderfarm angewiesen zu sein. Außerdem nutzen die meisten Studios Redshift, das macht es für mich und für sie einfacher. Ich habe eine Serie von digitalen Bildern mit dem Titel “Contained”, die zeigen, wie gut Redshift mit den nativen Cinema 4D Tools zurechtkommt.

Ich habe eine Fläche erstellt, die Haare emittiert, einen Twist-Deformer und ein bisschen Hair-Clumping hinzugefügt, um mehr Details zu erzeugen. Ich musste nicht extra einen Hair-Shader für Redshift erstellen, das hat die Software für mich übernommen und den nativen Cinema 4D Hair-Shader perfekt übersetzt.

Domingos: Draad – Dreams of a Guitar” ist eine experimentelle Arbeit, die ich mit Cinema 4D, Redshift und X-Particles realisiert habe. Das Bild sollte immer zur Musik passen, die mein guter Freund Luis Martins, ein brillanter Musiker und Gitarrist, geschrieben hat. Für die dynamischen Splines habe ich X-Particles verwendet, die ich durch eine Rauchsimulation geschleust habe. Anschließend habe ich die User Date Nodes von Redshift benutzt, um die zufälligen Farben für jede Linie zu generieren.

Das Redshift Bokeh auf dem Kamera-Tag hat es mir ermöglicht, chromatische Aberration zu simulieren. Indem ich einfach eine Grafik in den Bokeh-Bildslot lade, kann ich ziemlich coole Effekte erzielen. Auch die Tiefenschärfe ist ein tolles und schnelles Feature in Redshift.

Redshift war auch entscheidend für die "Veins" Serie. Mit dem Dispersion-Attribut des Redshift-Materials habe ich die Lichttrennung im Spektrum simuliert, die man erhält, wenn man Licht durch ein Prisma schickt. Das war ein entscheidendes Element, um den Look zu erreichen, den ich erreichen wollte. Für "Dyslexic Illusion" habe ich so ziemlich den gleichen Ansatz verwendet, nur dass es hier die Post-Effekte von Redshift waren, die mir geholfen haben, den endgültigen Look zu erreichen. In diesem Fall habe ich Bloom, Streak und ein bisschen Farbkorrektur verwendet.

"Dyslexic Illusion" simuliert die Lichttrennung, die entsteht, wenn Licht durch ein Prisma geleitet wird.

Eine weitere wirklich wichtige Sache an Redshift ist, dass man ganz einfach Lichter ein- oder ausschließen kann, die Objekte beleuchten; oder sogar ganze Objekte von der Interaktion mit anderen Objekten ausschließen kann. Im Grunde erlaubt es mir, die Regeln zu brechen. Zum Beispiel kann ich ein bestimmtes Objekt davon ausnehmen, sich in einem anderen Objekt zu spiegeln, so dass ich sehr komplexe Szenen erstellen kann, die einen nicht-realistischen Look haben.

Domingos: Es gibt da einen Punkt, an dem ich plötzlich ein wunderschönes Bild auf dem Bildschirm habe, und das ist fast berauschend. Es gibt aber auch die Begeisterung, wenn ich merke, dass ich Ideen, über die ich nachgedacht habe, zum Ausdruck bringe oder manifestiere. Bei der "Contained"-Serie zum Beispiel, kam mir in den Sinn, dass das Leben manchmal chaotisch aussieht, es aber immer eine Ordnung im Chaos gibt, und genau das ist die Idee, die das Bild darstellt.

Einige Linien mögen sich komplett wahllos anfühlen, aber sie sind in Wirklichkeit geordnet. Für mich repräsentiert es den Fluss des Universums, die Ordnung in der Physik. Wenn wir das große Ganze sehen können, scheint das, was sich zufällig oder chaotisch anfühlt, im Fluss zu sein.

"Cream" erlaubte es Domingos, mit komplexeren Shading-Netzwerken in Redshift zu experimentieren.

Domingos: Beruflich habe ich davon geträumt, in die Position zu kommen, in der ich mir aussuchen kann, mit Studios wie BUCK zu arbeiten, und das habe ich jetzt erreicht. Ich verdiene Geld, indem ich das tue, was ich liebe, und ich habe auch die Freiheit, mein Leben zu gestalten und Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Mein nächstes Ziel ist es, meinen Namen als Künstler aufzubauen und bekannt zu machen. Ich möchte in die Position kommen, von meiner künstlerischen Arbeit leben zu können, ganz ohne Vorgaben.

Ich denke, die Blockchain/NFT-Technologie wird dabei helfen. Viele Artists sind jetzt in der Lage, den Wert ihrer Arbeit zu steigern und an Sammler zu verkaufen. Es ist definitiv ein Paradigmenwechsel. Ich habe kürzlich meine ersten Schritte in dieser Welt gemacht und ein paar Stücke verkauft.


Author

Helena Corvin-SwahnFreiberufliche Autorin – Vereinigtes Königreich