Wie man einen Job im Google Creative Lab ergattert image

Wie man einen Job im Google Creative Lab ergattert Der italienische Motion Designer Nicola Gastaldi erzählt, über welche Umwege er Motion Designer geworden ist und über seine Arbeit im Google Creative Lab.

Nicola Gastaldis Weg zum VFX-Artist und Motion Designer war lang und kurvenreich. Er begann in einer norditalienischen Kleinstadt und führte Gastaldi zu einem Job im Google Creative Lab. Wir fragten Nicola, wie Cinema 4D ihm dabei geholfen hat, seine Ziele zu erreichen.

Nicola wuchs in den 1980ern in einer winzigen italienischen Stadt auf. Schon immer liebte er Videospiele auf dem C64 und Musikvideos auf MTV. Die Videos von Elvis Costello, a-ha und The Art of Noise waren sein visuelles Himmelreich, auch wenn er damals noch keine Ahnung hatte, wie sie gemacht wurden.

Über diese Zeit sagt er: „Es dauerte nicht allzu lange, bis ich meine wachsende Leidenschaft für Musik und Computer miteinander verbunden habe. Aber das blieb über viele Jahre eine jugendliche Schwärmerei, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass Motion Design ein echter Beruf ist. Ich habe keine klassische Ausbildung als Designer. Zu dieser Zeit gab es in Italien nicht mal Designschulen. Ich habe meine Studien in Ingenieurwesen und Informatik irgendwann geschmissen, aber Kommunikationswissenschaften habe ich fertig studiert.“

Nicola machte anschließend seinen Master in Film- und Fernsehwissenschaften. Durch einen Job als Autor für eine italienische Fernsehserie kam er seinem Traum einen Schritt näher. Für die gleiche Serie produzierte er mit Final Cut und Flash Videobeiträge aus dem Backstage-Bereich und stellte bald fest, dass Videoschnitt ihm eigentlich viel mehr Spaß machte als das Schreiben von Drehbüchern – so begann seine Reise.

Seinen ersten Job als Motion Designer bekam er 2005/6. Damals nutzte er After Effects, um Szenen zu stabilisieren, zu rotoskopieren und Farbkorrekturen zu machen. Je länger er die Software nutzte, desto komplizierter wurden die Wünsche seiner Kunden. „Meinen vermutlich ersten VFX-Shot habe ich mit After Effets 6.5 gemacht. Ein Kunde hatte mich gebeten, jemanden freizustellen, der eine Zigarette raucht, und den Hintergrund zu ersetzen“, erklärt Nicola seine ersten Schritte.

„Ab dieser Zeit richtete ich meine Karriere auf Videoproduktion aus und machte manchmal auch 2D-Titel“, fügt er hinzu. Langsam, aber sicher wechselte er von 2D zu 3D, was die Frage aufwarf, für welche Software er sich entscheiden sollte. Nicola verrät, warum er sich letztlich für Cinema 4D entschieden hat: „Es schien für das, was ich machen wollte, einfach die beste Lösung zu sein. Im Vergleich mit anderen Tools, die es 2008 gab, war es zudem sehr viel einfacher zu erlernen.“

Heute schätzt Nicola die Software hauptsächlich wegen der einfachen Nutzbarkeit und des umfassenden Featuresets. „Das MoGraph-Toolset ist nach wie vor das, was ich am meisten daran liebe“, kommt Nicola ins Schwärmen. „Ein weiterer Aspekt ist natürlich die Flexibilität des Workflows.“ Nicola arbeitete sechs Jahre für Smoke & Mirrors, wo Insydiums X-Particles und Jawsets TurbulenceFD Cinema 4D ergänzten, und nutzte für einige Monate auch RealFlow.

Von 2013–17 war V-Ray der Renderer seiner Wahl, anschließend experimentierte er für ein halbes Jahr mit Arnold, bevor er kürzlich auf Redshift umgestiegen ist. Sein Workflow variiert von Projekt zu Projekt. Manchmal beginnt er mit einem in Photoshop angelegten Treatment oder einem After Effects Animatic, macht in Cinema 4D weiter und kehrt für das Compositing zu After Effects oder Nuke zurück. Manchmal findet er es aber auch angenehmer, alles komplett in Cinema 4D zu designen.

Eines von Nicolas jüngsten Projekten war die Zusammenarbeit mit La Valigetta, dem Musiklabel von Marcus Grimm. Er hörte Wild, ein Stück des italienischen Klassik-Komponisten, und entwickelte die Idee für ein Musikvideo. Es gab jedoch kein Budget dafür, außerdem war seine Zeit neben der Arbeit und seinen zwei kleinen Töchtern zu Hause sehr begrenzt. Er musste also wieder einmal kreativ werden, um eine Lösung zu finden.

Nicola verrät, wie er das Projekt zum Laufen gebracht hat: „Die kostenlosen Assets auf Sketchfab waren perfekt für das, was ich mit meinen Bildern ausdrücken wollte – die fantastischen, komplett texturierten Photogrammetrie-Modelle haben als Basis unglaublich gut funktioniert. In Cinema 4D und Arnold habe ich dann spannende Kamerafahrten angelegt und die Szene in einem besonderen Stil ausgeleuchtet. Ich hatte für das Projekt einen alten Mac Pro aus 2013, aber zum Glück war der Cinema 4D Viewport auch damit extrem performant, selbst mit Millionen von Polygonen. Die Renderzeit war jedoch ziemlich heftig, die CPUs waren Nächte und ganze Wochenenden lang kochend heiß. Insgesamt hat es ungefähr 45 Tage gedauert, bis alles gerendert war.“

Nach dieser Erfahrung beschloss Nicola, die Plattform zu wechseln, um den Renderaufwand zukünftig besser im Griff zu haben. Seine Wahl fiel auf einen Asus ROG Zephyrus GX501 Laptop, von dem er begeistert ist: „Das ist ein echt beeindruckendes Gerät, leicht (nur 2,2 kg) und vor allem leistungsstark. Es hat eine GeForce 1080 Max Q, die für das, was ich mache, absolut perfekt ist. After Effects läuft wie geschmiert – und, naja, ich kann endlich Redshift mit Cinema 4D nutzen!“

Das Projekt, das vermutlich Nicolas Karriere verändert und ihn zu seiner heutigen Rolle im Google Creative Lab geführt hat, ist allerdings ein persönliches. Es heißt GastaLoops und besteht aus 100 GIFs, die in 100 Tagen entstanden sind.

Das führt uns zum Google Creative Lab selbst, das Nicola als ein unfassbares Studio beschreibt. Es unterscheidet sich deutlich von allen Erfahrungen, die er anderswo gemacht hat. Nicola erzählt: „Sie würdigen die Talente der Mitarbeiter und geben jedem die Möglichkeit, nicht nur Designer, Autor oder Praktikant zu sein, sondern in erster Linie ein kreativer Kopf. Eigentlich bin ich dort Motion Designer, aber ich habe die Chance, mich in die kreativen Prozesse aller Projekte einzubringen. Und manchmal habe ich die Ehre, meine eigenen Ideen zu präsentieren – nicht nur, was Videoanimationen betrifft, sondern auch in Bezug auf Produktdesign, App-Funktionen und so weiter.“

Die Projekte sind tendenziell völlig unterschiedlich, sodass es keinen festgelegten Workflow-Ansatz gibt. Als Designer sucht Nicola zunächst nach der kreativen Intention und wählt dann das passende Tool, um die Idee umzusetzen, sei es After Effects, Photoshop oder Cinema 4D.

Im letzten Jahr hat er mit Cinema 4D Style Frames und Animationen für ein 360°-Video erstellt, das reale Daten aus selbstfahrenden Autos visualisieren sollte. In einem anderen Projekt wurde Cinema 4D verwendet, um eine visuelle Installation zu erstellen. Ein anderes Mal ging es darum, Charaktere und Animationen zu designen, die später in eine AR-Engine exportiert wurden. Nicola nutzte Cinema 4D zur Visualisierung von Daten, die dann in eine Vektoranimation umgewandelt werden sollten, und in letzter Zeit hauptsächlich für fotorealistische Animationen. Er beschreibt die Situation im Google Creative Lab so: „Die Möglichkeiten sind schier unendlich und unterscheiden sich, offen gesagt, deutlich von jeder anderen Agentur oder jedem Studio, in dem ich bisher gearbeitet habe.“

Im Wissen, wie schwer es war, in der Branche Fuß zu fassen, gibt Nicola gerne denjenigen etwas zurück, die aktuell das Bildungssystem durchlaufen. Deshalb hat er einige Workshops abgehalten, um Studenten an Cinema 4D heranzuführen. Sie bereiteten sich gerade auf ihre Abschlussprüfung vor, also bemühte er sich, ihnen ein nützliches Werkzeug an die Hand zu geben, um ihre Ideen umzusetzen. Doch auch er hat etwas gelernt: „Es war auch für mich eine großartige Lektion. Ich liebe es, zu unterrichten, aber es kann sehr herausfordernd sein, wenn man 30 Leute vor sich hat, die fast bei null anfangen.“

Er war auch Mentor für die Created Academy, die einen Motion Design Kurs anbietet. Dort werden sowohl technische Fachkenntnisse als auch die menschlichen Kompetenzen vermittelt, die man für eine erfolgreiche Karriere benötigt. Die Kurse werden in Zusammenarbeit mit einigen der führenden Marken und Kreativstudios von England durchgeführt und die Studierenden bekommen praxisnahe Briefings für ihre Projekte. So lernen sie bei jedem Auftrag nicht nur neue Techniken, sondern auch etwas über den kreativen Prozess, wie man zusammenarbeitet und wie man mit Feedback umgeht. Jedem Studierenden wird ein Mentor zugewiesen, der ihn bei seinen Projekten unterstützt, und da kam Nicola ins Spiel.

Aber was kommt als Nächstes für Nicola? Wir fragten ihn, wohin seine Karriere führen könnte, und er antwortet: „Es ist wirklich schwer, diese Frage zu beantworten. Wahrscheinlich, weil das Leben ziemlich überraschend sein kann. Noch vor zehn Jahren hätte ich selbst in meinen kühnsten Träumen nicht gedacht, dass ich mal in London leben würde, mit zwei wunderbaren Kindern und einem Job bei Google.“

Das wünscht sich Nicola Gastaldi für seine Zukunft: „Ich hoffe, dass ich weiter Freude an meiner Arbeit habe, nie die Neugier verliere und Langeweile immer dadurch vorbeugen kann, dass ich an etwas arbeite. Auf praktischer Ebene wäre es perfekt, wenn ich in fünf Jahren ein etablierter Regisseur sein könnte, selbstverständlich immer noch hands-on. Manchmal wünsche ich mir auch, es irgendwann etwas langsamer angehen zu können und meine Zeit am Strand zu genießen, während ich für einen irrsinnigen Geldbetrag remote arbeite – was wohl der Traum jedes Motion-Designers ist, oder?“


All Bilder sind Eigentum von Nicola Gastaldi.

Website von Nicola Gastaldi