Die Einführung der Lily Zero von Mulberry mit Maxon One Wie 3D-Tools den Stil der ursprünglichen Lily nachhaltig verbessern.
Seit ihrer Einführung im Jahr 2010 hat sich die Lily zu einem der bekanntesten Modelle von Mulberry entwickelt. Die in Madrid ansässige Agentur Pleid St. beauftragte den 3D-Artist Jordi Cerdà Gaya mit der Erstellung eines Werbefilms für eine neue, nachhaltige Version der kultigen Tasche.
Cerdà Gaya ist so etwas wie ein Meister des digitalen Handwerks und ist bekannt dafür, dass er mit Maxon One leistungsstarke und luxuriöse Produkte nach außergewöhnlichen Standards herstellt. In seinem Studio in Barcelona sprach er mit uns über seine Leidenschaft für das Handwerk und über das Projekt Lily Zero.
Was hat deine Leidenschaft für die Herstellung von High-End-Objekten geprägt?
Cerdà Gaya: Ich bin in der Werkstatt meines Vaters aufgewachsen, habe zugesehen, gelernt und meinen Eltern geholfen, Dinge mit ihren Händen herzustellen. Mein Vater, ein Arzt im Ruhestand, sagt immer: "Das Beste ist der Feind des Guten". Er musste schnell handeln und schnelle Entscheidungen treffen, um Leben zu retten, und diese pragmatische Herangehensweise überträgt sich auf seine Kreationen.
Meine Mutter ist das genaue Gegenteil und strebt bei ihrer kreativen Arbeit immer nach Perfektion, egal wie lange es dauert. Ich stelle jetzt meine eigenen Objekte her, echte und digitale, und ich beobachte sie immer noch und versuche herauszufinden, wem ich folgen soll - dem Pragmatismus meines Vaters oder dem Perfektionismus meiner Mutter. Im Laufe der Jahre habe ich ein Gleichgewicht zwischen Anstrengung und großartigen Ergebnissen gefunden. Heute ist mir die Befriedigung, Dinge zum Leben zu erwecken, egal ob real oder digital, am wichtigsten. Es ist eine Art Magie, die süchtig macht.
Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Fähigkeiten, die du in diese Projekte einbringst?
Cerdà Gaya: Abgesehen von den Fähigkeiten und der Erfahrung glaube ich, dass Zeit und Geduld am wichtigsten sind, um den Detailgrad zu erreichen, der für die Modellierung von High-End-Produkten erforderlich ist.
Wie bist du auf das Mulberry-Projekt aufmerksam geworden und was wurde von dir verlangt?
Cerdà Gaya: Dies war meine erste Zusammenarbeit mit Pleid St, einem großartigen Studio in Madrid. Sie traten an mich heran, als sie CG-Modelle der Lily-Tasche für eine fantastische Animation benötigten. Der Auftrag lautete, zwei High-End-Modelle zu erstellen.
Als Modellierer ist es meine Aufgabe, ein Objekt so zu interpretieren und darzustellen, wie es der Kunde wünscht. Bei dem Lily-Projekt ging es darum, eine stilisierte Tasche zu erstellen, indem ich die richtige Balance zwischen einem ästhetischen Ideal und authentischen Unvollkommenheiten fand.
Kannst du uns bitte deinen Workflow erläutern?
Cerdà Gaya: Bevor ich mit dem Modellieren beginne, bitte ich immer um ein echtes Objekt als Referenz, denn es gibt viele Details, die man nicht sehen kann, wenn man nur Fotos oder CAD-Dateien hat.
Für die Lily-Tasche habe ich ZBrush verwendet, um eine perfekt symmetrische Tasche zu erstellen. Dann machte ich mich an die feinen Unvollkommenheiten, die die endgültige Tasche später zum Leben erwecken sollten. Ich benutzte eine Juwelierlupe, einen Messschieber und ein technisches Lineal, um die exakten Maße der echten Tasche sowie die Randnähte, den Leder- und Kettenriemen, den Schlossmechanismus und den Lederanhänger für das Vorhängeschloss zu bestimmen.
Ich habe zunächst einen Würfel erstellt und dann mit ZModeler alle PolyGroups und PolyLoops geplant, um die primären Objektformen mit einer geringen Polyanzahl zu erreichen.
Um die Nähte zu erstellen, habe ich einen einzelnen Stich mit den richtigen Proportionen erstellt und ihn einem Insert Mesh Curve Brush zugewiesen. Das Schöne an der Arbeit mit PolyGroups ist, dass du einen temporären Kurvenpfad zuweisen und ihn mit dem benutzerdefinierten Stitch Brush füllen kannst. Mit diesem Workflow konnte ich viele Aspekte wie die Größe, den Abstand zwischen den Stichen und die Tiefe anpassen.
Nachdem wir eine technisch perfekte Tasche modelliert hatten, führten wir viele Diskussionen mit dem Kundenteam und den entsprechenden Abteilungen, um die idealen Unvollkommenheiten für die stilisierte Tasche zu bestimmen. Nach reiflicher Überlegung entschied das Marketingteam, dass ich die Unvollkommenheiten, die auf den Werbebildern auf der Mulberry-Website zu sehen sind, übernehmen sollte.
Das Bild auf der rechten Seite zeigt, wie sich das 3D-WIP-Mesh mit einem Bild von der Mulberry-Website überschneidet, um als Anhaltspunkt für die Unebenheiten zu dienen.
Mit dem Transparent-Modus von ZBrush konnte ich die Referenzbilddateien hinter der ZBrush-Benutzeroberfläche überlagern und die Frontalansicht genau anpassen. So konnte ich die sichtbaren Unvollkommenheiten mit dem Move Brush und anderen Techniken manuell im Kontext anwenden.
Nachdem die Unvollkommenheiten aufgetragen waren, fügte ich das Ledertexturmuster hinzu, indem ich die UVs in ZBrush mit PolyGroups auflöste, die großartig waren, aber im UV-Editor von Cinema 4D noch etwas verfeinert werden mussten. Die Kombination dieser beiden Tools funktionierte gut und ermöglichte es mir, ein sehr präzises und sauberes UV-Layout zu erstellen.
Als das Modell fertig war, übergab ich es an den Shading Artist von Pleid St., der für die Materialien und die Beleuchtung zuständig war. Außerdem renderte ich mehrere Bilder für meine eigene Website mit Keyshot, wobei ich mich auf die 3D-Modellierung und die Texturierung des Projekts konzentrierte.
Was waren für dich die interessantesten Herausforderungen?
Cerdà Gaya: Die Herstellung der Kette, des Ledergriffs und des Riemens war die größte Herausforderung. Ich musste das sich wiederholende Muster aus geflochtenem Leder und Kettengliedern identifizieren und begann mit ZModeler das Modell zu erstellen, bevor ich es in einen Kurvenpinsel umwandelte, um den Riemen entlang eines bestimmten Pfades zu erstellen. Auf diese Weise hatte ich den Vorteil, dass ich den Gurt mit bestimmten Parametern einrichten konnte.
Was hat dir an dem Projekt am meisten Spaß gemacht?
Cerdà Gaya: Die Herausforderung bei der Gestaltung eines einfachen Objekts besteht darin, dass es wenig gibt, was das Auge ablenkt, so dass jede Entscheidung einen großen Unterschied macht. Es ist erfüllend, mit einem leeren Bildschirm zu beginnen und am Ende des Prozesses zu sehen, dass das endgültige Objekt fertig ist.
Es ist lustig, denn dieses Gefühl hält bei mir nicht lange an, vielleicht einen Tag, und danach denke ich, dass das Modell einfach nur gut ist. Für mich ist diese kurze Befriedigung der Schlüssel, um hungrig zu bleiben und nie aufzuhören, zu lernen und zu wachsen.
Und was steht als Nächstes für dich an?
Cerdà Gaya: Ein besserer Bass-Spieler zu werden! Ich weiß, dass Musik eine unerwartete Verbindung ist, aber ich glaube nicht, dass ich der 3D-Artist wäre, der ich jetzt bin, wenn ich nicht ein Instrument gespielt hätte. Es hat mir sehr geholfen, meine Aufmerksamkeit, Methodik und Sensibilität zu verbessern.
Ich arbeite auch an einigen persönlichen digitalen Sculpting-Projekten, die ich hoffentlich irgendwann vorstellen werde. Und ich freue mich, bekannt geben zu können, dass ich mit Google zusammenarbeite, um ihre 3D-Modelle für CGI-Zwecke zu verbessern. Vielen Dank an Richard Funnel für diese großartige Gelegenheit!