In Gedanken verloren … OVERWERK nutzt C4D und Redshift für das ikonische Design von seinem aktuellsten Video.
Der Künstler und Musikproduzent Edmond Huszar began 2010 damit seine Musik unter dem Namen OVERWERK auf SoundCloud zu veröffentlichen und das hat sein Leben nachhaltig verändert. Er erwarb sich schnell eine internationale Fangemeinde und darüber hinaus entstanden Kooperationen mit einer beeindruckenden Liste von renommierten Kunden an die er seine Kompositionen lizenziert, darunter Vogue, Gucci, Prada, BMW, Lamborghini, ESPN, Microsoft, Yves Saint Laurent und Chanel.
Virtue, seine jüngste Veröffentlichung, ist ein 22-minütiger Looping-Track, für den er mit einem kleinen Team ein traumhaftes, vollanimiertes Video in Szene gesetzt hat – mit Cinema 4D und Redshift. Das von OVERWERK entwickelte Drehbuch zum Video zeigt anhand einer Serie von sieben Skulpturen den Kampf des Menschen, sich über die Art von Kopflastigkeit hinaus zu bewegen, die vor allem Männer dazu veranlasst, sich in ihren Gedanken zu verlieren, auf Kosten einer tieferen Verbundenheit mit sich selbst und dem, was uns als Menschen ausmacht.
Virtue wurde über einen Zeitraum von einem Jahr produziert und von FACTOR, der kanadischen Regierung und privaten Radiosendern mitfinanziert. Ursprünglich waren statische Modelle für das Video geplant, die sich dazu eignen sollten irgendwann als physikalische Skulpturen für eine Ausstellung umgesetzt zu werden. Letztlich entschied sich OVERWERK, der bereits 2010 begann sich mit Cinema 4D zu beschäftigen, jedoch dazu ein Video zu machen in dem animierte, barockartige Statuen sieben Tugend symbolisieren: Glaube, Mut, Hoffnung, Besonnenheit, Mäßigung, Liebe und Gerechtigkeit. „Der Kern meiner Geschichte handelt von der Dominanz des menschlichen Intellekts und unserer Veranlagung sich über alles den Kopf zu zerbrechen“, erklärt er. „Wir haben oftmals Mühe zwischen diesen Grübeleien genug Raum zu finden, um das Leben zu spüren und zu leben, ohne durch das ständige Geplapper in unserem Kopf gestört zu werden. Das Video soll zeigen, wie zyklische Gedankenmuster unsere Wahrnehmung beeinträchtigen und uns davon abhalten das Leben einfach zu spüren und genießen.”
Die volle Packung Kreativität
Als Kind war OVERWERK sprichwörtlich von kreativen Menschen umzingelt. Seine Eltern waren beide künstlerisch tätig, seine Tante und sein Onkel waren Kreativdirektoren in Werbeagenturen. Als er sah, wie viel Spaß sie alle an ihrer Arbeit hatten, entstand der Wunsch Grafikdesigner zu werden und irgendwann eine eigene Agentur zu haben. Gleichzeitig war er aber auch musikbegeistert und legte gern bei Schulbällen und anderen Veranstaltungen auf.
Während seiner Collegezeit betrachtete OVERWERK die Musik noch immer als Hobby. Er begann jedoch aktiv Stücke zu produzieren und zu veröffentlichen. „Und dann hat die Musik ein Eigenleben entwickelt“, erinnert er sich. „Ich hatte immer das Gefühl, dass die Musik wäre etwas, das ich nebenbei machen würde, aber seit ich mit OVERWERK angefangen habe, kann ich sowohl Kunst als auch Musik machen. Das erlaubt es mir, alle Facetten meiner Kreativität auszuleben.”
Eine Geschichte in sieben Gestalten
Nach der Lektüre einiger philosophischer Texte stellte er ein kleines Team zusammen, zu dem der Motion Designer Lorcan O'Shanahan, der Character Artist Richard Reyes und der Produzent Ebrahim Zarif gehörten. OVERWERK sammelte zunächst Referenzbilder und -texte, bevor er mit der Arbeit an den animierten Skulpturen begann. Sein Hauptinteresse galt dem Barock, wobei er sich besonders von den Werken des italienischen Bildhauers Gian Lorenzo Bernini inspiriert fühlte; die Hauptfigur im Video basiert entsprechend auf Berninis David.
„Ich liebe seine Skulpturen, aber es war eine echte Herausforderung, seine extreme Detailgenauigkeit nachzubilden", erinnert sich OVERWERK und erklärt, dass er unbedingt das ikonische Aussehen der Skulpturen mit einer modernen Handlung kombinieren wollte. „Virtue war das längste und anstrengendste Projekt, an dem ich je gearbeitet habe. Ich wollte, dass meine Vision in jedem Detail der Skulpturen sichtbar wird, und verbrachte allein Monate damit, mich mit Theologie, Philosophie und Ikonologie zu beschäftigen.“
Nachdem die Recherchen für die Vorproduktion abgeschlossen waren, machte er sich mit O'Shanahan daran, die Skulpturen zu entwerfen. Dabei stellten sie fest, dass es eine völlig neue und sehr aufregende Aufgabe war, den klassischen Stil Berninis in den 3D-Raum zu überführen. Reyes spektakuläre Arbeit an den Details der Skulpturen sei dabei eine unschätzbare Hilfe gewesen, so OVERWERK. Dem Team war klar, dass allein die Länge des Stücks ein Problem sein würde, das es zu berücksichtigen galt, deshalb entschieden sie sich für Cinema 4D und Redshift. Dane Armour nutzte Cinema 4D für die komplette Kameraanimation, als auch für die Skulpturenkonzepte. Dank der Texturierungs- und Rendering-Möglichkeiten von Redshift konnte der angestrebte Look dann auch in akzeptabler Zeit erreicht werden.
Letztendlich hat OVERWERK das Video exakt so realisiert, wie er es haben wollte, auch wenn ihm durchaus bewusst war, dass die Leute heutzutage kürzere Inhalte bevorzugen. Er versteht Virtue als eine Art Soundkulisse, die in einer Schleife abgespielt werden kann, ohne dass man sie komplett bis zum Ende ansehen muss. Zu seiner Überraschung waren die Kommentare zur Länge des Videos jedoch sehr positiv. „Ich hielt das Video für hervorragend geeignet, um eine bestimmte Atmosphäre zu schaffen und hätte niemals erwartet, dass die Leute 22 Minuten am Stück auf ihren Bildschirm starren“, sagt er. „Aber ich habe von vielen Leuten die Rückmeldung bekommen, dass sie froh sind, zur Abwechslung mal etwas Längeres zu sehen. Das ist ermutigend, denn ich wollte etwas Außergewöhnliches schaffen. Es freut mich sehr, dass die Reaktionen so positiv ausfallen.”
Credits:
Musik und Kreativdirektion: OVERWERK
Ausführende Produzenten: Ebrahim Zarif, Edmond Huszar
Produktion und Technische Leitung: Lorcan O’Shanahan
Sculpting und Modeling: Richard Reyes, Edmond Huszar, Lorcan O’Shanahan, Brendan Pace
Kamera: Dane Armour, Lorcan O’Shanahan
Beleuchtung und Rendering: Locan O’Shanahan
Produktionsassistenz und Junior Artist: Brendan Pace
Spezieller Dank: Ian Spriggs, The Sequence Group, Merk Vilson, Ruan Els, João Paulo
Rendering Support: FoxRender Farm