Die Entstehung von “A Colourful Dream“ Wie der Artist Mark Patch mit Cinema 4D die Träume von Vincent Van Gogh nachgestellt hat.
Mark Patch wird von einer kreativen Faszination für Muster und einer Liebe zu Arbeiten angetrieben, die „die Seele des Menschen in ihren Bann ziehen.“ Das neueste Projekt des Grafikdesigners, Animators, Storytellers und Ausstellungskünstlers trägt den Namen „A Colourful Dream“. Es handelt sich um ein großformatiges animiertes Featurette, das Teil der kürzlich eröffneten Von Gogh Multi-Screen Experience im LUME in Melbourne ist.
Das LUME ist eine permanente, 2.000 Quadratmeter große Galerie mit rund 150 Projektoren, die den Besuchern das Gefühl vermitteln soll, Teil des Kunstwerks um sie herum zu sein. "A Colourful Dream" wurde mit einer Kombination aus Cinema 4D, After Effects, X-Particles, RealFlow, Cycles 4D und Redshift erstellt.
Nach seiner Karriere als Art Director und Artist in den Bereichen 2D, 3D und VFX hat Patch seinen Weg zur Installationsarbeit gefunden. Dann zog er aus den USA nach Australien und arbeitete als Creative Director und Lead Animator für Grande Experiences und als Senior Artist bei 77 Productions. Zu seinen Kunden zählen: Imagination, McCann, Aurbag, Method Studies, Federation Square, Sydney Opera House, Telstra und Mecca Cosmetics.
Heute lebt Mark in Florida und arbeitet unter seinem Künstlernamen Akult. Er konzentriert sich auf Ausstellungen und Installation und findet Zeit, NFT-Art zu schaffen. Wir haben uns mit Patch getroffen, um ihn über seine von Van Gogh inspirierte Kunst zu befragen. Folgendes hatte er zu sagen.
Was genau reizt dich an Installationsprojekten?
Patch: Seit meiner Jugend war ich immer fasziniert von der zauberhaften Reaktion des Publikums, wenn es sich in immersiven Räumen, Ausstellungen und Museen aufhält. Während meiner Laufbahn als Artist, Storyteller und Animator verliebte ich mich schnell in die Frage, wie man Bewegung, Klang und Farbe einsetzen kann, um ein Publikum emotional zu bewegen.
Erzähl uns von deinem kreativen Ansatz und deiner Inspiration.
Patch: Muster in der Natur faszinierten mich schon sehr früh, beispielsweise das Aussehen von Gesichtern oder Tieren. Ich fand immer wieder bedeutungsvolle Muster in unbedeutendem visuellen Rauschen. Ich konnte die Komplexität dessen, was ich sah, nicht fassen. Dann versuchte ich täglich, das zu zeichnen, was ich in der Natur und in meinen Träumen sah.
Als ich älter wurde, erfuhr ich, dass diese visuelle Erfahrung Apophänie oder auch Musterhaftigkeit genannt wird, ein Begriff, den der deutsche Neurologe Klaus Conrad geprägt hat. Das war die treibende Kraft und die kreative Inspiration für meine Arbeit – auch für die visuelle Richtung von „A Colourful Dream“.
Wie bist du zu der Installation für das Van-Gogh-Erlebnis gekommen?
Patch: Ich arbeite bei 77 Productions in Melbourne, als Grande Experiences, die Produzenten von The LUME, mich baten, eine Idee für das Van-Gogh-Erlebnis zu entwickeln. Mein damaliger Manager wusste, dass ich während meiner Zeit bei Grande Experiences an der Leitung von Da Vinci Alive beteiligt war. Daher vertraute er mir den Auftrag an.
Meine Aufgabe war es, eine fünfminütige Geschichte über Vincent Van Gogh zu erzählen, ohne aber seine Werke zu zeigen. Als ich anfing, einige Moodboards zu erstellen, um mögliche Richtungen zu finden, fand ich ein Foto eines großen, nassen, flachen Steins auf einem Tisch, auf dem fünf verschiedenfarbige Steine gemahlen waren, die wunderschöne Pigmente ergaben.
Das Binden und Mischen von Ölen und Pigmenten aus der Erde auf einem flachen, glatten Stein ist eine Technik, die von Künstlern seit Jahrhunderten verwendet wurde, um ein breites Farbspektrum zu erzeugen. Das ging mir nicht aus dem Kopf. So entwarf ich eine hypnotisierende, abstrakte und elementare Traumsequenz. Eine Geschichte mit visuellen Effekten über Van Gogh, der träumt, dass er seine Farben mit klarem Leinöl und bunten Pigmenten aus der Erde erschafft.
Der Vorschlag entsprach den Vorstellungen von Grande Experiences. Als wir den Soundtrack vereinbart hatten, wurde ich auf das Projekt losgelassen. Ich verbrachte etwa acht Wochen berufliche Zeit bei 77 Productions und 600 Stunden privater Zeit, um diesen Traum wahr werden zu lassen.
Beschreibe deine Rolle bei dem Projekt und erzähl uns etwas über deinen Arbeitsablauf.
Patch: Ich wurde damit betraut, das Projekt mit der Unterstützung von Gray Moynihan, dem Leiter der Kreativabteilung bei Grande Experiences, voranzutreiben und zu gestalten. Ich war vom Entwurf, der kreativen Leitung, dem Storyboarding und den Styleframes bis hin zur Animation und zum Rendering beteiligt.
Die große Leinwand war von Anfang an immersiv – 360 Grad mit vollständig überblendeten Böden, Decken und gemappten Objekten. Das wurde durch die Verwendung von über 140 modernen Projektoren mit erstaunlicher Farbwiedergabe und einem räumlichen Audiosystem ermöglicht. Einige Kompositionen hatten eine Größe von mehr als 8000 x 2000 Pixeln. Die visuelle Wirkung war unglaublich und trug dazu bei, die visuelle Richtung, die Choreografie und das Timing des Werks zu gestalten.
Nachdem die Spezifikationen, das Konzept und der Soundtrack feststanden, begann ich mit der Entwicklung der Style Frames. Bei der Planung von 3D-Projekten verwende ich immer eine Mischung aus C4D, Adobe Illustrator, Photoshop und After Effects. Mit diesen Programmen kann ich mir unglaubliche Techniken und Ansätze ausdenken, sodass ich mir nicht alles in 3D ausmalen muss. Das ist eine enorme Zeitersparnis für die Produktion und die Budgets.
Bei diesem Projekt war mir klar, dass ich die 3D-Flüssigkeiten verwenden wollte, um Van Goghs Werk zu reflektieren und zu brechen. Cinema 4D war bei der Ausarbeitung des visuellen Konzepts unglaublich hilfreich. Als ich beispielsweise das Weizenfeld mit den Krähen in einer dunklen, leeren Umgebung um die klaren Flüssigkeiten herum bewegte, füllte sich die Flüssigkeit in einer Art und Weise mit Farbe, die ich kaum glauben konnte. Solche Entdeckungen sind der Grund, warum ich tue, was ich tue.
Ich habe dutzende Flüssigkeitssimulationen (120 FPS) mit Cinema 4D, X-Particles, Realflow und Redshift erstellt. Ich habe After Effects genutzt, um die meisten meiner aufwendigen Compositing- und visuellen Effekte zu kreieren. Ich verwende diese Methode ständig. Daher wusste ich von Anfang an, dass das die beste Technik für die verschiedenen Design-Herausforderungen ist.
Beschreibe deine Lieblingseffekte in „A Colourful Dream.“
Patch: Ich liebe es, RealFlow in Cinema 4D zu verwenden. Das Konzept der Farbmischung schien mir eine perfekte Gelegenheit zu sein, klare Flüssigkeiten in Zeitlupe zu verwenden, die dann die Farben von Van Goghs Gemälden treffen.
Hinter der Flüssigkeit befindet sich eine Sammlung von Van Goghs Werken, die mit Hilfe von Cinema 4D durch das Bild reflektiert und gebrochen werden. Für mich war das der beste Weg, sein Werk zu repräsentieren, ohne die Kunst selbst zu zeigen. Die Farben werden aus den Gemälden Sternennacht, Sonnenblumen, Schwertlilien und Caféterrasse bei Nacht sowie aus anderen Gemälden der Ausstellung gesampelt.
Ich probiere gerne kontraintuitive Ideen aus und nutze die Flexibilität von Cinema 4D, um Elemente auf unerwartete Weise zu manipulieren. Ich habe mich in die Umkehrung des Flüssigkeitsflusses in Zeitlupe verliebt. So gibt es in der Animation Momente, in denen ich die Schwerkraft ignoriert habe, indem ich farbige Flüssigkeiten die Wände hinauf fließen ließ, anstatt sie nach unten fließen zu lassen. Das verändert sofort die Emotion des Bildes und lässt es mehr wie eine surreale Traumsequenz wirken.
Damit ich hypnotisierendes Bildmaterial schaffen konnte, habe ich Apophänie mit dem Rorschachtest kombiniert. Die Tests wurden mit Cinema 4D-Renderings erstellt, die ich in After Effects zusammengesetzt habe. Während der Produktion habe ich Dutzende von Zufallsmustern mit 3D-Flüssigkeits- und Rauchdynamik erstellt. Ich war der Meinung, dass es den Betrachter glauben lässt, dass er etwas in den Bildern sieht – wie eine Motte, einen Vogel, menschliche Gesichter, böse Kreaturen, Tiere und sogar alte Götter.
Was hast du dir für das Publikum erhofft?
Patch: Ich wollte, dass der Betrachter das Gefühl hat, sich physisch in Van Goghs Gedanken zu versetzen und seinen Traum mit ihm gemeinsam zu erleben. Es sollte eine zerebrale Erfahrung sein, die mit seinen Farben gefüllt ist. Es war eine große Herausforderung, einen Fluss für die Animation zu finden, der sich durch den riesigen Raum bewegt. Ich beschreibe es gerne als riesiges Puzzle aus Animationen. Ich habe jeden Augenblick genossen. Wir haben eine Reihe an Tests am Standort von Grande Experiences in Melbourne durchgeführt. Sie ermöglichten mir zu erkennen, wie man den Kontrast, die Farbe und die Gesamthelligkeit im Raum am besten beeinflussen konnte.
Wenn man an verschiedenen Stellen in diesem großen Raum steht, merkt man, dass die Bewegung (Geschwindigkeit, Farbe, Richtung, Zeit) unterschiedlich ist, aber die Bilder sind immer noch mit der Musik synchronisiert. Die Musik ist ein wichtiger Bestandteil dieser Featurette. Für mich ist sie der Herzschlag des Projekts. Ich habe die Musik dafür genutzt, um die Manipulation der Zeit und der Geschwindigkeit der fließenden Elemente zu diktieren. Die visuelle Verlangsamung und Beschleunigung der Zeit stellte die entscheidende Verbindung zwischen Musik und Bildern her.
Was steht als Nächstes für dich an?
Patch: Ich bin derzeit daheim in Florida und arbeite an einer neuen Ausstellungsarbeit. Im NFT-Bereich freue ich mich auf die Einführung von SPRFLY, einer NFT-Animationsserie, die mit Cinema 4D erstellt wurde.
Credits:
Mark Patch / Ausstellungskünstler
Campbell Vandersluys / Produzent
Azam Abdullah / Motion Artist
Bob Bradley / Komponist
Thomas Balmforth / Komponist
Smith Brothers Media / Besonderer Dank