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Oscar-Verleihung 2020 Titelsequenz im Art Déco Stil Bei der Titelanimation für das BBC Special zur Oscar-Verleihung nutzte Sophia Kyriacou Cinema 4D, Magic Bullet und weitere Tools.

Die vielfach preisgekrönte Motion Designerin und Kreativdirektorin Sophia Kyriacou kann man mit Fug und Recht als künstlerisches Urgestein der BBC bezeichnen. Es war daher keine Überraschung, dass sie mit der Gestaltung der Eröffnungstitel für das Special zu den diesjährigen Oscar-Ergebnissen beauftragt wurde, das auf BBC World Channel ausgestrahlt wurde.

Inspiriert vom Stil des Art Deco, hat sie die Titel mit Cinema 4D, Substance Painter, Arnold und Red Giants Magic Bullet erstellt. Wir sprachen mit Sophia über die Titelsequenz, die bei den TV- und Film Awards des New York Festival aktuell selbst zu den Finalisten zählt.

Kyriacou: Ich bin seit mehr als 23 Jahren bei der BBC und habe Ende letzten Jahres entschieden, mich etwas rauszuziehen, um mich mehr auf meine Karriere als Freelancer und meine Animationsfilmprojekte zu fokussieren. Ich spüre, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist. Ich halte es für wichtig, auch andere kreative Interessen zu verfolgen, die einen dann zu ganz unterschiedlichen, spannenden Projekten führen.

Kyriacou: Ich denke, man könnte sagen, dass jedes Projekt, das ich in Angriff nehme, eine Herausforderung für mich ist - aber auf eine gute Art und Weise. Wie jeder kreative Mensch gehe ich emotional durch das "Was" und "Wie" und hinterfrage dann alle Schritte, bis ich den Kern einer Idee habe. Es ist zwar toll, Bilder im Gedächtnis durchzuspielen, aber ich nehme mir immer die Freiheit herumzuexperimentieren, weil ich glaube, dass die besten Dinge oft zufällig entstehen. Wenn man sich an eine starre, vorgefasste Formel hält, kann man nie neue Dinge entdecken und sich von ihnen überraschen lassen.

Kyriacou: Ich hatte das Glück, dass mir sehr viele Freiheiten eingeräumt wurden. Mein Produzent wollte, dass ich eine Art Marke entwickle, die als Teil des Oscar-Programms vor allem auf dem BBC World News Kanal läuft, aber auch auf allen anderen Kanälen, einschließlich der Sprachdienste. Es war also entscheidend, dass alles, was ich entwerfe, universell verständlich ist.

Kyriacou: Ich habe Art Déco schon immer geliebt. Ich mag die Art, wie zum Beispiel Gold und Marmor als visuelle Ästhetik zusammenwirken. Die Lobby des Chrysler-Gebäudes ist ein gutes Beispiel, mit ihren wunderschönen goldenen Akzenten, die an den Aufzugstüren schimmern. Ich liebe Der große Gatsby und die Art wie F. Scott Fitzgerald diesen Stil im Film so perfekt eingefangen hat.

Der Art Déco Aufzug im BBC Sendegebäude hat mich sehr inspiriert. Ich bin letztes Jahr, kurz vor dem Lockdown, eines Morgens mit dem Aufzug ins Büro gefahren, als mir plötzlich die Idee eines Art-Deco-Aufzugs kam. Ein Aufzug, der dich ganz weit nach oben bringt, wo du dann von einer riesigen Oscar-Figur begrüßt wirst.

Ich mochte das Konzept weil es relativ abstrakt mit Maßstab und Zeit spielt. Der eigentliche Grund war allerdings die Tatsache, dass die Oscar-Statuette selbst ein Art-Déco-artiges Design hat. Das war es was letztlich das, was alles andere beeinflusst hat. Die Oscar-Statuette ist das Leitmotiv für das gesamte Stück.

Kyriacou: Im Sommer 2019 habe ich angefangen, an meinem Film FACE zu arbeiten. Es ist zwar ein halbwegs autobiografisches Stück, ich habe es aber nicht nur für die Selbstvermarktung gemacht. Das Filmemachen ist ein Bereich, den ich in Zukunft verstärkt angehen möchte. Animation war schon immer meine Leidenschaft, also werde ich mich darauf deutlich mehr konzentrieren. Im Anschluss an mein aktuelles Filmprojekt, habe ich vor, noch einen animierten Kurzfilm zu machen.

Ich mag den Druck nicht, jedes Jahr ein Reel machen zu müssen, und ich bin auch kein Fan davon, die gleichen alten Arbeiten immer wieder mit ein paar Zusätzen neu zu schneiden, um sie Kunden zu zeigen. Solche Reels sind auch kein Beweis für die eigene Kreativität, denn die Inhalte hängen ja von den Kunden ab, die man in diesem Jahr hatte.

Einen ca. 2-minütigen Film zusammenzustellen, erlaubt es mir, meinen Kunden zu zeigen, was ich kann und gibt mir gleichzeitig die Chance, meine Qualitäten als Storyteller zu zeigen. Wenn ein Kunde mehr an meinen Titelsequenzen und kommerziellen Projekten interessiert ist, kann er sie sich auf meinen Social Media Kanälen und auf meiner Webseite anschauen.

Kyriacou: Ich benutze Cinema 4D schon seit mehr als 21 Jahren. Es ist für mich die erste Wahl und ich liebe es wegen seiner Benutzerfreundlichkeit. Mit C4D kann ich mich voll und ganz auf die Kreation konzentrieren und gleichzeitig meinen Arbeitsablauf beschleunigen.

Bei diesem Projekt habe ich eng mit David Lowe, dem Komponisten, zusammengearbeitet. Wir sind das Storyboard durchgegangen und ich habe David erklärt, wie ich den Look und die Stimmung gestalten will. Sobald ich die Musik hatte, habe ich per Hardware-Rendering ein Animatic gemacht, um das Timing zu bestimmen. Hardware-Renderings sind unglaublich schnell, und können so detailreich oder einfach sein, wie man es braucht. Für mich ist dieser Arbeitsschritt enorm wichtig und ich genieße ihn sehr.

Ich habe alles in Cinema 4D modelliert, meine UVs erstellt, animiert und gerendert. Nachdem die UVs vorbereitet waren, habe ich mit Substance Painter die Materialien erstellt. Sobald ich damit zufrieden war, habe ich sie in Cinema 4D importiert und die Texturen in Arnold fertiggestellt. Nachdem alle Shots gerendert waren, habe ich sie in After Effects gegraded.

Es ist erstaunlich, wie viel lebendiger ein Rendering durch die Bearbeitung mit Magic Bullet wird. Die Presets sind ein sehr guter Ausgangspunkt und ich passe sie so lange an, bis ich den passenden Look für mein Projekt gefunden habe. Looks ist ein extrem leistungsfähiges Grading-Tool und aus meiner Pipeline nicht mehr wegzudenken.

Kyriacou: Ich habe den Anspruch immer etwas Einzigartiges zu entwerfen und lasse mich dabei oft von Architektur oder einer Kunst- und Designbewegung inspirieren. Bei diesem Stück habe ich mich über Art Deco informiert und mir verschiedene Stile angeschaut. Das hat mich zur Gestaltung der Oscars Lobby inspiriert. Ich habe auch recherchiert, wie Beleuchtung zu dieser Zeit funktionierte und wie sie eingesetzt wurde. Damals hatte alles ein warmes, schummriges Licht, und ich wollte den Zuschauer in diese Ära zurückversetzen.

Kyriacou: Die Materialien sind alle in Substance Painter entstanden. Die Software kommt mit einer riesigen Bibliothek an Materialien und funktioniert ähnlich wie Photoshop, nur eben in 3D. Man kann etliche Lagen an Materialien übereinanderschichten, je nachdem, was die verwendete Hardware zulässt. Man kann zudem sämtliche Basismaterialien so weit verändern, bis man den gewünschten Look erreicht hat. Was ich wirklich mag ist, dass es für fast alles Parameter gibt, denn ich ziehe es vor den Großteil der Abnutzungserscheinungen von Hand zu erstellen, damit sie realistischer aussehen.

Kyriacou: Das Schöne an Magic Bullet ist, dass alles was man tut sofort sichtbar ist. So kann man schnell gestalterische Entscheidungen treffen. Ich kann einfach mit einem Preset beginnen und mehrere Stile ausprobieren, bis ich einen guten Ausgangspunkt habe. Anschließend verfeinere ich die Einstellungen, indem ich Farben anpasse und Effekte hinzufüge oder wegnehme.

Kyriacou: Ich freue mich wirklich darauf, meinen Film komplett fertigzustellen. Im Anschluss daran werde ich mit der Produktion meines animierten Kurzfilms beginnen. Meiner Meinung nach gibt es nichts Schöneres als Animation in ihrer reinsten Form.


Author

Helena Corvin-SwahnFreiberufliche Autorin – Vereinigtes Königreich