Wenn zwei Affen ein Licht aufgeht image

Wenn zwei Affen ein Licht aufgeht In ihrem Diplomfilm „SHINE“ illustrieren Studenten der Filmakademie Baden-Württemberg auf charmante Art das Balzverhalten ganz besonderer Affen.

Die kreativsten Ideen entstehen oft zufällig: So auch im Fall des Animationsfilms SHINE, auf dessen Grundidee die Studenten der Filmakademie während eines Besuchs im Biergarten kamen. Als sie bemerkten, dass nicht alle Lampen der dort installierten Lichterkette funktionierten, ließen sie ihrer Phantasie freien Lauf, um sich möglichst außergewöhnliche Gründe für dieses Phänomen auszudenken. Am Ende des Tages hatte das Team eine Erklärung parat: Kleine affenartige Wesen huschen auf der Lichterkette von Glühbirne zu Glühbirne und nutzen deren Energie, um selber zu leuchten und so Weibchen zu beeindrucken. Ein originelles Thema für das Diplomprojekt des Teams war gefunden.

Die Produktion des Films nahm anschließend insgesamt 18 Monate in Anspruch, in denen das Team noch nach erfolgreichem Bestehen des Filmakademie-Diploms weiter an dem Projekt arbeitete.

Nachdem die Story des Films entwickelt war, erstellten die Studenten ein 2D-Animatic und sammelten im Rahmen einer Bildrecherche Referenzen für Figuren, Umgebung und wichtige Objekte, wie etwa Glühbirnen. Mithilfe dieser Referenzen entwarf das Team unter anderem eigene Skizzen der Affen-Charaktere in verschiedenen Posen sowie weitere Konzeptzeichnungen.

Die später umgesetzten 3D-Modelle der Affen basieren auf einem Grundmodell, welches verfremdet wurde, um drei verschiedene Charaktere zu gestalten: Der zierliche Sympathieträger „Sigfried“, sein muskulöser Nebenbuhler „Roy“ sowie die holde „Brunhilde“ mit strahlend weißem, glänzendem Fell.

“Die vielfältigen Einstellmöglichkeiten und Tools des Hair Moduls, die gewiss etwas Einarbeitungszeit erfordern, wenn man etwas Komplexes damit erstellen will, waren für uns von unschätzbarem Wert.”

Für die Gestaltung des Fells der Charaktere waren die Cinema 4D Hair-Tools unerlässlich, mit denen das Fell der Affen zunächst grob in Form gebracht wurde, um anschließend Feinheiten wie Dicke oder Lockigkeit über Texturen zu steuern. „Die vielfältigen Einstellmöglichkeiten und Tools des Hair Moduls, die gewiss etwas Einarbeitungszeit erfordern, wenn man etwas Komplexes damit erstellen will, waren für uns von unschätzbarem Wert,“ ist sich das SHINE-Team einig. Je nach Shot bestand das Fell der Affen aus etwa 500.000 bis 1,7 Millionen Haaren, die für einen besonders realistischen Eindruck zusätzlich über eine Dynamics-Simulation bewegt wurden.

Die vielfältigen Möglichkeiten der Character Animation Tools in Cinema 4D waren unverzichtbar, um die glaubwürdigen und filigranen Bewegungen der Affen zu realisieren: Damit schnelle Bewegungen flüssiger wirken, konnten ihre Gliedmaßen bewusst gebogen werden. Ohren und Schwänze animierten die Studenten wahlweise per Hand oder per Simulation und überblendeten bei Bedarf nahtlos zwischen beiden Ansätzen. Um die Affen realistisch animieren zu können, spielten sie die Handlung des Films im Rahmen eines Acting-Workshops selbst durch und zeichneten dabei ihre eigenen Bewegungen mit Kameras auf. Außerdem dienten etliche Aufnahmen von realen Tieren aus dem Internet als Referenz.

Um die ausdrucksstarke Mimik der Affen zu realisieren, verformten die Studenten deren Gesichter über Pose Morphs, die in Cinema 4D modelliert und über XPresso angesteuert wurden. Zusätzlich konnten die Animatoren die Gesichter über weich gewichtete Joints feinjustieren, um etwa die Lippen an bestimmten Stellen zu kräuseln oder die Augenlieder für einzelne Emotionen anzupassen.

Die großen Augen sollten den Charakteren erzählerische Tiefe verleihen und sie lebendig wirken lassen. Darum spendierten die Studenten der Filmakademie diesen ein eigenes, vielseitiges Rig und hauchten den Augen damit Leben ein: So konnten sie die Größe der Pupille und den äußeren Rand der Iris steuern, um die Augen in einigen Shots noch größer wirken zu lassen. Die Iris ist aus drei hintereinanderliegenden, unterschiedlich texturierten Schichten aufgebaut, wodurch die Augen tief und realistisch wirken. Mithilfe des Rigs konnte zudem der Abstand zwischen den drei Schichten verändert werden, um das Erscheinungsbild der Augen je nach Lichtstimmung der jeweiligen Szene anzupassen

Um den Film schließlich zu rendern, verwendeten die Studenten den Cinema 4D Physical Renderer, wodurch das Fell einen besonders realistischen Look bekam.

Cinema 4D war das Tool der Wahl des SHINE-Teams, um in einem kleinen Team arbeiten zu können und jederzeit volle Kontrolle über alle Prozesse zu haben: „Wir wählten Cinema 4D, weil es die uns vertrauteste 3D Software ist und wir uns so zutrauten alle, teils sehr komplexen Aufgaben wie Rigging, Animation und Rendering darin zu meistern, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein.

Mit SHINE demonstrieren die heutigen Absolventen der Filmakademie Baden-Württemberg eindrucksvoll, dass sich die Liebe zum Detail gerade in der Charakter-Animation auszahlt: So war der Kurzfilm mit dem VES Award bereits für eine der wichtigsten Auszeichnungen der VFX-Branche nominiert.



Regie: Alexander Dietrich, Johannes Flick
Filmmusik: Juri de Marco
Sounddesign: Dominik Kostolnik
Animation: Ringo Klapschinsky, Alexander Dietrich
Producer: Mareike Keller
Compositing: Johannes Flick, Dennis Müller
Additional Sound & Mixing: Marvin H. Keil
Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg GmbH

Facebook-Seite des Projekts:
https://www.facebook.com/shine.animation

Website der Filmakademie Baden-Württemberg:
https://www.filmakademie.de/


Author

Sebastian BeckerOnline Editor & Content Manager, Maxon