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Aller Anfang ist leicht Bei seinen ersten Gehversuchen in 3D lässt sich Cam Guest von Kindheitserinnerungen inspirieren und versetzt uns zurück ins Jahr 1989.

Viele Menschen sehen in einem neuen Job die wertvolle Gelegenheit, zusätzliche neue Skills zu lernen und so das eigene Profil auszubauen. So auch Cam Guest, der im Oktober 2016 seinen neuen Job als Associate Creative Director in einem Medienunternehmen antrat. Da das Unternehmen bei der Produktion von Visualisierungen auf Cinema 4D setzt, kam er schnell mit der 3D-Software in Berührung. Zwar war für seinen Job keine Erfahrung im Umgang mit Cinema 4D nötig, dennoch wollte Cam ein tieferes Verständnis von der Arbeit seines Teams entwickeln, um dessen Ergebnisse besser einschätzen zu können. Also beschloss er kurzerhand, sich in seiner Freizeit in Cinema 4D einzuarbeiten.

Da er noch nie mit 3D-Software gearbeitet hatte, suchte er zunächst online nach Einsteiger-Tutorials und landete schließlich auf Greyscalegorilla.com. Mithilfe der dort verfügbaren Videos lernte Cam die Funktionsweise der verschiedenen Werkzeuge kennen – inklusive der wichtigsten Shortcuts, um Cinema 4D möglichst effizient bedienen zu können. Je länger er die Einführung in Cinema 4D durcharbeitete, desto weniger konnte Cam es erwarten, endlich sein erstes eigenes Projekt zu starten. Also kramte er ein lieb gewonnenes Stück Kindheit aus den Schrank, das sich durch seine simple Form bestens als Inspiration für ein erstes Modeling-Projekt eignete: Ein altes Nintendo Entertainment System. Diese 1985 in den USA veröffentlichte Spielkonsole ließ Cams Kindheitserinnerungen aufblühen und regte so seine Kreativität an: „Ich wollte das Gefühl einer sorgenfreien Kindheit einfangen, in der man während der Sommerferien plötzlich so wahnsinnig viel Freizeit hatte. Damals habe ich mit meinen Freunden öfters bis in die Puppen Nintendo gespielt und erinnere mich noch heute gerne daran“.

Voller Elan machte Cam sich daran, das Gehäuse des NES zu modellieren, was ihn als Anfänger zu Beginn noch vor echte Herausforderungen stellte. Also suchte er nach einem Weg, um sich die Arbeit zu erleichtern und kam schließlich auf die Idee, einfach eine schematische Darstellung eines NES Moduls in Illustrator zu zeichnen und in Cinema 4D zu extrudieren. Als das tatsachlich funktionierte wie geplant, hatte Cam sein erstes Aha-Erlebnis bei der Arbeit mit Cinema 4D und modellierte auf diese Weise auch das Gehäuse des NES. Um die Konsole dabei maßstabsgetreu nachbilden zu können, bestellte Cam sich extra einen digitalen Messschieber. Anschließend baute er anhand von Fotos sogar die Hauptplatine und das gesamte Innenleben des NES inklusive aller Komponenten originalgetreu nach. Seine Detailverliebtheit zeigt sich auch in der internen Verkabelung des Modells, die genau der eines echten NES entspricht. Auch die Spielmodule und Controller der Konsole sowie deren Schaltkreise modellierte Cam akribisch. Dabei sind viele der sorgsam ausgearbeiteten Feinheiten sind im finalen Rendering nicht einmal zu sehen: So befindet sich hinter dem Fernseher beispielsweise eine komplett modellierte Antennenweiche.

Die nächste größere Herausforderung war die Texturierung des Modells: Nach einigen Experimenten stieß Cam auf ein Tutorial von School of Motion, das ihm schließlich half, die Funktionsweise der UV-Tools in Cinema 4D zu verstehen und seine Modelle zu texturieren. Durch das Zusammenspiel der verschiedenen Materialkanäle versah er seine Modelle mit zahlreichen Details wie Kratzern, Fingerabdrücken und anderen Unregelmäßigkeiten.

Um die Szene abzurunden und den Betrachter förmlich in die 80er-Jahre zurückzuversetzen, benötigte Cam noch weitere typische Objekte aus seiner Kindheit. Also suchte er im Web nach Referenzmaterial für einen alten Fernseher und Videorekorder und modellierte auch diese originalgetreu in Cinema 4D. Mit Ausnahme der Cola-Dose wurde jedes Objekt in der Szene von Cam selbst modelliert – eine Übung, die für den Cinema 4D Einsteiger einen enormen Lerneffekt hatte.

„Letztendlich hat mir das Projekt wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich habe es genossen, immer wieder nach der Lösung eines Problems zu suchen und meine fertige Szene so realistisch wie möglich zu machen. Ich verbrachte unzählige Nächte damit, bis 4 oder 5 Uhr morgens auf einem Bildschirm zu modellieren, während auf dem anderen Monitor Twitch-Streams liefen. Während der gesamten Zeit habe ich keine Computerspiele gespielt, was ziemlich ungewöhnlich war, da eine brandneue Geforce GTX 1080 Ti in meinem Rechner steckte!“


Website von Cam Guest

http://www.camguest.ca/


Author

Sebastian BeckerOnline Editor & Content Manager, Maxon