Technische Gadgets für Black Panther John LePore und Jeremy Lasky von Perception im Gespräch über die Arbeit am Blockbuster um Marvels ersten afrikanischen Superhelden.
Seit mehr als zehn Jahren entwirft das New Yorker VFX-Studio Perception viele der futuristischen Technologien, die den Zuschauer in Marvel-Filmen wie Iron Man 2, Thor: Ragnarok, Captain America: Civil War und The Avengers in ihren Bann ziehen. Als Experte für Gadgets, Interfaces, Bildschirmgrafiken und andere Zukunftstechnologien weiß Perception genau, wie weit man Innovationen treiben kann, ohne für das Publikum unglaubwürdig zu werden.
Trotz seiner langjährigen Erfahrung stellte Black Panther das hochkarätige Team von Perception vor neue Herausforderungen, denn Wakanda, das afrikanische Heimatland des Black Panther, ist technisch fortschrittlicher als jeder andere Winkel des Marvel-Universums. Um seine futuristischen Technologien zu visualisieren, arbeitete Perception über einen Zeitraum von 18 Monaten mit Marvel zusammen. Dabei gestaltete, animierte und renderte das Team die futuristischen Technologien sowie die Titelsequenz am Ende des Films mithilfe einer Pipeline aus Cinema 4D, X-Particles, Houdini und Redshift.
Wir sprachen mit Creative Director John LePore und Perception-Mitgründer Jeremy Lasky über ihre Arbeit an Black Panther.
Wie seid ihr an dieses Projekt gekommen?
Lasky: Im Sommer 2016 bekam ich eine E-Mail von Nate Moore, der schon viele Marvel-Filme produziert hatte. Wir kennen uns gut und er fragte, ob wir an Black Panther mitarbeiten wollten. Wir sind alle totale Marvel-Freaks und waren natürlich sofort dabei, schließlich kannten wir die gesamte Story und Mythologie von Black Panther. Für Marvel stand schon fest, dass Technologie eine wichtige Rolle im Film spielen sollte, da Wakanda so hochentwickelt ist. Da wir schon so lange mit ihnen zusammengearbeitet hatten, holten sie uns als Technologieberater ins Boot. Sie wollten von uns nicht nur ein kleines Gadget für eine spezielle Szene, oder einfach Technologie die weiter entwickelt war, als alles bisher Dagewesene. Stattdessen sollten wir für den Regisseur Ryan Coogler und den Rest der Führungsetage von Marvel eine komplette Präsentation zu Technologie mit einem ganz bestimmten Charakter entwerfen, die zur abgelegenen Welt von Wakanda passt. Man könnte beinahe sagen, dass die Technologie eine eigene Seele haben sollte.
Wie meint ihr das?
LePore: Es war uns wichtig, dass es Technologie zum Anfassen war, die aus physikalischer Materie besteht. Vibranium kommt in der Welt von Wakanda als natürliche Ressource vor. Es ist ein Metall, das die wichtigste Energiequelle des Landes darstellt und gleichzeitig den kugelsicheren Anzug des Black Panther mit Energie versorgt. Vibranium spielt zwar auch eine Rolle in den Comics und Captain Americas Schild besteht daraus, aber es gab kein Regelwerk, das seine Eigenschaften und Kräfte erklärt. Also haben wir uns viele Gedanken darüber gemacht, denn das Konzept zu einem Film dieser Größenordnung sollte wirklich fundiert sein. Nur so hat das Publikum das Gefühl, in den Tiefen des Marvel-Archivs lägen tatsächlich wissenschaftliche Abhandlungen zu diesen Technologien. Gleichzeitig mussten die Technologien für den nötigen Wow-Effekt sorgen, damit den Zuschauern die Kinnlade herunterklappt und sie das Universum des Films am liebsten selbst bereisen würden.
Könnt ihr etwas mehr über Vibranium erzählen?
LePore: Wir wussten, dass Vibranium kugelsicher sein und Schall absorbieren sollte. Also schauten wir uns Forschungsprojekte wie akustische Waffen, Echo-Ortung und verschiedene Experimente an der Carnegie Mellon University und dem MIT Media Lab an. Jeremy hat an der Carnegie Mellon University studiert und auch heute noch ein genaues Auge darauf, was dort passiert. Da wir schon mit Firmen wie IBM und SpaceX an neuen Technologien gearbeitet haben, liegen bei uns aber eigentlich immer genug Ideen in der Schublade.
Bei der Arbeit mit Hardware zur Erzeugung von haptischem Feedback in der Luft haben wir einige interessante Möglichkeiten entdeckt. Zum Beispiel können Forscher bereits heute mit einem Block von Energiewandlern Ultraschallwellen erzeugen, die man mit der Hand spürt. Die Idee dahinter ist, dass es in Zukunft möglich sein wird, die Oberfläche eines Objekts zu spüren, das gar nicht da ist. Außerdem fanden wir heraus, dass die Universität Tokyo dasselbe Verfahren nutzt, um Styropor-Partikel zum Schweben zu bringen. Das brachte uns auf die Idee, Vibranium-Partikel als eine Art Sand zu verschiedenen Formen morphen zu lassen.
Lasky: Den durch Schallwellen in Bewegung gesetzten Sand sieht man in verschiedenen Formen im Film, wie z.B. T’Challas Vibranium-Anzug, den Einsatzbesprechungstisch in seinem Jet und als Kommunikationsmittel. T’Challa kann in Wakanda sogar die Energie des Vibraniums im Boden nutzen, wodurch noch einmal die Bedeutung des Landes für die Story betont wird.
LePore: Bevor solche Szenen überhaupt gefilmt wurden, erstellten wir in Cinema 4D und X-Particles verschiedene Animationen, welche die Bewegungen des Vibranium-Sandes mit Objekten zeigten. So konnten wir verschiedene Varianten ausprobieren und Referenzen erstellen, die am Set zum Einsatz kamen.
Welche eurer Ideen und Konzepte sind im Abspann am Ende des Films zu sehen?
LePore: Da wir schon an verschiedenen Aspekten des Films mitgearbeitet hatten, mussten wir nicht am Pitch für die Titelsequenz teilnehmen und konnten uns ganz auf unsere Idee für den Film konzentrieren. Also haben wir vorgeschlagen, dass die Titelsequenz Ereignisse aus dem Film in Vibraniumsand-Optik zeigen sollte. Der Vorschlag kam bei Marvel gut an und sie zeigten uns einen Rohschnitt des Films. Das war super, denn wir konnten uns so Gedanken darüber machen, welche ikonischen Bilder des Films wir grafisch in der Titelsequenz aufgreifen wollten und wie das Ganze aussehen sollte. Außerdem wollten wir die Namen der Schauspieler visuell mit etwas untermalen, das sie am besten repräsentiert. Dasselbe machten wir für die Namen der Drehbuchautoren, Produzenten, dem VFX Supervisor und so weiter – alle werden mit Vibranium-Sand dargestellt.
Es war uns außerdem eine große Ehre, mit einem Song von Kendrick Lamar als Grundlage zu arbeiten. Er hat das Lied nur für die Titelsequenz geschrieben und dank des Sound-Effektors von Cinema 4D konnten wir die Sand-Partikel zum Beat der Musik pulsieren lassen. So ist alles in Bewegung und es entsteht ein schöner Flow im Zusammenspiel mit der Musik. Die Titelsequenz war für uns der krönende Abschluss, nachdem wir insgesamt 18 Monate an Black Panther mitgearbeitet hatten.
Wie habt ihr sichergestellt, dass eure Arbeit ins Universum von Wakanda passt?
Lasky: Das Team von Marvel hat uns sehr geholfen, nicht die Bodenhaftung zu verlieren. Dazu gab uns das Studio die „Wakanda-Bibel“ an die Hand. Das ist ein 500-seitiges Dokument der Produktionsleitung, in dem alle Aspekte von Wakandas Kultur und Geschichte erklärt und die visuellen Elemente im Detail beschrieben werden. Nate Moore unterzog alles, was wir taten, einem Reality-Check. Wenn er etwas zu abgehoben fand, holte er uns mit der Wakanda-Bibel auf den Boden der Tatsachen zurück.
Website von Perception zum Projekt: experienceperception.com/black-panther-fui
Credit List:
Jeremy Lasky - Principal/Founder
Danny Gonzalez - Principal/Founder
John LePore - Chief Creative Director
Eric Daly - Senior Producer
Russ Gautier - Art Director
Doug Appleton - VFX Director
Justin Molush - Lead Animator
Sanu Sagar - Lead Design
Alex Rupert - Lead Artist
Sekani Solomon - Artist
Handel Eugene - Artist
Brandon Uloho - Artist
Trevor Kerr - Artist
Blain Klitzke - Artist
Khairul Ahmed - Artist
Bhakti Patel - Artist
Nick Woythaler - Artist
Paul Zagorsky - Artist
Willie Russell - Artist
Ed Traquino - Artist
James Williams - Artist