Produktvisualisierung mit Cinema 4D image

Produktvisualisierung mit Cinema 4D 3D-Artist Beto Prado erzählt, wie er eine neue Uhr für einen Kunden-Pitch präsentiert.

Bei der Illustration von neuen Produkten kommen klassische Methoden und 2D-Softwarepakete sehr schnell an ihre Grenzen. Wer potenziellen Investoren eindrucksvoll zeigen möchte, wie ein neues Produkt aufgebaut ist und wie es funktioniert, kommt um 3D nicht herum. Und genau deshalb hat das Start-up Machine du Temps den brasilianischen 3D-Artist, Designer und Architekten Beto Prado mit der Visualisierung seiner außergewöhnlichen neuen Armbanduhr beauftragt. Die Produktanimation ist hier zu sehen:

Uhrenklassiker, Formel-1-Boliden und das kantige Design des B-2 Tarnkappenbombers waren die Inspirationen für Prados erste Skizzen auf Papier. Dann erstellte und animierte er mit Cinema 4D und After Effects das futuristische Uhrenkonzept für den Kunden-Pitch.

Prado, ein mehrfach preisgekrönter Künstler, hat bereits 3D-Illustrationen, Branding-Material und visuelle Kommunikation für die unterschiedlichsten Kunden erstellt. Aber dieses Projekt, so sagt er, sei eine der größten Herausforderungen seiner Karriere gewesen. „Die Dinge, für die ich Modelle erstelle, sind meist bereits gut etabliert, das heißt, ich erschaffe sie nicht“, erläutert er. „Doch hier war es anders: Ich musste das komplette Design machen, alle Formen und Kurven, alle Materialien mussten elegant ineinandergreifen.“

Lange bevor er sich mit 3D befasste, zeichnete und modellierte Prado mit Begeisterung Dinosaurier und Haie. Kunststoff, Ton, ja sogar Brot – also alles, was irgendwie formbar war, formte er auch. Und dann zeichnete er das, was er geschaffen hatte. Fast Forward ins Jahr 2007: Prado arbeitete als Architekt und Designer mit Photoshop und Illustrator.

Er war immer auf der Suche nach neuen Tools und stolperte irgendwann über ZBrush. Das machte ihn neugierig darauf, was es mit 3D auf sich hat, also belegte er einen Kurs an der Melies School of Cinema in São Paulo, Brasilien. Er lernte, mit Maya zu arbeiten, suchte aber etwas, mit dem er auf seinem iMac Modelle riggen und Szenen darstellen konnte, also kam er auf Cinema 4D. „Ein perfektes Programm für Designer, und ich war von Tag 1 an in die tolle und angenehme Oberfläche verliebt“, erinnert er sich.

“Ein perfektes Programm für Designer, ich war von Tag 1 an in die tolle Oberfläche verliebt”

Für das Uhrenprojekt musste er drei unterschiedliche Komponenten der Uhr modellieren. Am schwierigsten war das Gehäuse, das einerseits attraktiv sein sollte und andererseits geschwungen, so dass es sich perfekt an das Handgelenk anschmiegt. Die hochpräzise geschwungene Form erstellte er mit Illustrator: Er projizierte das Gehäuses auf eine Ebene, die er mit dem Bend Deformer verformt hatte. Das zweite Schlüsselelement war das Armband, für dessen Modellierung er Splines verwendete, die er mit Loft schnitt. „Nachdem ich die Grundform korrekt gestaltet hatte, fügte ich mit Booleschen Operatoren die Vertiefungen hinzu“, erklärt er.

Die Visualisierungen sollten zwar keine echten Mechanismen zeigen, aber dennoch die Funktionsweise der Uhr realistisch darstellen – eine echte Herausforderung für Prado. „Ich bin mit der Technik von Uhren nicht so vertraut, dass ich einen wirklich funktionierenden Mechanismus erstellen könnte. Also verwendete ich die Mechanikteile, die ich gemacht hatte, in Schichten, um dem Ganzen ein realistisches Look and Feel zu verleihen“, erläutert er. Sobald alle diese Elemente im passenden Maßstab in Illustrator erstellt waren, konnten sie einfach in Cinema 4D exportiert und dort extrudiert werden.

Prado erstellt gerne seine eigenen Verfahrensmaterialien in C4D. Eine gute Übung, um das immer besser zu beherrschen, hat Prado auch bereit: Er empfiehlt, sich Alltagsmaterialien genau anzusehen, und genau auf ihre Texturen und die Art und Weise zu achten, wie sie Licht reflektieren. Er wusste, das Uhrengehäuse musste mit geschmiedetem Karbon schattiert werden. Also informierte er sich online über das Material, damit er ähnliche Texturen aus der Cinema 4D Content Library für Relief-, Farbe und Diffusions-Kanäle einsetzen konnte. Für die Uhrenmechanik verwendet er Aluminium und gebürsteten Stahl; auch diese beiden Materialien fand er in der Content Library.

Die Animation selbst war dann relativ unproblematisch, von einer Szene abgesehen, in der die Kamera über die Oberfläche der Uhr gleitet, während sich der Sekundenzeiger bewegt. „Für den Sekundenzeiger habe ich eine 600-Frame-Animation erstellt. Für die unterschiedlichen Aufnahmen habe ich unterschiedliche Kameras verwendet, die dann zusammengeschnitten wurden“, erinnert er sich.

Insgesamt setzte er zehn physische Kameras ein, von denen sich manche durch die Szene bewegten, an unterschiedlichen Positionen, aber jeweils die Abfolge der Frames respektierend. „Das heißt, Kamera 1 hat Frames 0 bis 60 beigesteuert, Kamera 2 Frames 61 bis 120 und so weiter“, erklärt. Es habe zwei Tage gedauert, so Prado, bis er alle 600 Frames in den 10 Kameraaufnahmen gerendert hatte.

Insgesamt arbeitete Prado drei Monate an dem Projekt für Machine du Temps; zum Rendern verwendete er einen 2,5 GHz Intel Core i5 iMac. Das Besondere an diesem Projekt, so meint er, sei die Tatsache gewesen, dass er von den ersten Skizzen bis zum fertigen Projekt sowohl Künstler als auch Erfinder gewesen sei. Das sei eine tolle Erfahrung gewesen. „Ich weiß nicht, ob der Kunde am Ende mein Modell für seinen Pitch verwenden wird. Aber ich habe mein Bestes gegeben – so lebe und arbeite ich einfach. Ich arbeite hart und habe Spaß dabei.“


Author

Duncan EvansFreiberuflicher Autor – Vereinigtes Königreich